Wie zahlreiche mitteleuropäische Industrieländer ist auch Österreich von den Auswirkungen des demografischen Wandels betroffen. Eine immer höhere Lebenserwartung steht einer stagnierenden bzw. rückläufigen Geburtenrate gegenüber. Dazu kommen gesellschaftliche Herausforderungen wie die Sicherstellung der Pensionen, Migration, die ebenfalls die Demografie beeinflusst, oder aber unterschiedliche Generationenansprüche. Die Diversitätsdimension „Alter & Generationen“ spielt in Österreich daher auch für Unternehmen aller Größen eine bedeutende Rolle.
Während man in vielen Marketingabteilungen die „Generation 50plus“ bereits als kaufkräftige Zielgruppe entdeckt hat, wird der demografische Wandel im Personalmanagement erst nach und nach erkannt und als Herausforderung und Chance wahrgenommen.
Seit dem Jahr 2000 sind jährlich zwischen 70.000 und 95.000 Österreicherinnen und Österreicher in Pension gegangen. Aktuell gibt es insgesamt rund 2,3 Millioneni Pensionistinnen und Pensionisten und Österreich steht vor einer großen Pensionierungswelle. Schrittweise ab 2020 kommen geburtenstarke Jahrgänge der 1960er-Jahre, die sogenannten „Babyboomer“, ins Pensionsalter.
Berechnungen zufolge soll 2035 jede dritte Österreicherin bzw. jeder dritte Österreicherii eine Pensionistin bzw. ein Pensionist sein. Im öffentlichen Dienst sowie in einigen Branchen in der Privatwirtschaft gehen in den nächsten Jahren bis zu 50 Prozent aller Beschäftigten in Pension und schon heute fehlen in der Wirtschaft und im öffentlichen Dienst Fachkräfte.
Angesichts dieser Entwicklungen sind österreichische Unternehmen – ungeachtet ihrer Größe – auf qualifizierte Arbeitskräfte angewiesen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die stärkere Integration älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist daher zukünftig unumgänglich und ein wirtschaftliches Erfordernis zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Aber auch die passgenaue Qualifizierung junger Menschen, qualifizierter Zuzug und Adaptionen im Berufsausbildungssystem spielen eine wesentliche Rolle.
Es ist daher für Unternehmen lohnend, diese Diversitätsdimension im Blick zu haben, die Altersstruktur des eigenen Betriebs zu kennen, über alternsgerechtes Führen und altersgerechte Arbeitsbedingungen nachzudenken. Unternehmen, die ihre Strategien an die neuen Rahmenbedingungen anpassen, werden nachhaltig profitieren.
Die Dimension betrifft aber nicht nur Ältere. In Betrieben arbeiten aktuell bis zu fünf Generationen. Im Rahmen einer gelebten Generationenbalance ergeben sich – je nach Lebensphase – typische Fähigkeiten. Alle Altersgruppen haben unterschiedliche Fähigkeiten und spezielle Fertigkeiten, die durch aktives Generationenmanagement zum Vorteil genutzt werden können.
Der demografische Wandel betrifft Unternehmen unabhängig von Branche oder Größe. In vielen Unternehmen arbeiten vier, manchmal sogar fünf Generationen gleichzeitig in einer Abteilung oder einem Team. Dabei gilt es jedoch zu berücksichtigen, dass jede Generation unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten besitzt. Der ideale Mix ist der Schlüssel zu innovativen Lösungen.
Beschäftigte unterschiedlichen Alters bringen unterschiedliche Kompetenzen und Erfahrungen mit. Altersgemischte Teams sind leistungsstärker als Teams mit einheitlicher Altersstruktur. Während ältere Beschäftigte häufig sehr viel Erfahrung und Know-how zur Verfügung stellen, sorgen die jüngeren Kolleginnen und Kollegen für Dynamik im Team und kennen sich meist sehr gut mit neuen Technologien aus. Gemischte Teams gleichen ihre Stärken und Schwächen im Idealfall untereinander aus.
Unternehmen sehen sich in absehbarer Zeit mit einer Pensionierungswelle konfrontiert. Wird rechtzeitig aktive Nachfolgeplanung und gründliches Wissensmanagement durch Sicherung relevanten Wissens im Unternehmen betrieben, bleibt wichtiges – vor allem informelles – Wissen dem Betrieb erhalten und kann von den nachfolgenden Generationen erfolgreich genutzt werden.
Unterschiedliche Lebensphasen bringen unterschiedliche private wie berufliche Herausforderungen und Prioritäten mit sich. Werden Beschäftigte in der Bewältigung unterschiedlicher Lebensphasen, etwa durch flexible Arbeitszeitmodelle, Auszeiten oder entsprechende Weiterentwicklung, unterstützt, so sind diese motivierter und leistungsfähiger.
Keine Bevölkerungsgruppe wächst so stark wie die Generation 50+. Die Bedürfnisse dieser als „Golden Ager“ bezeichneten Gruppe verändern sich laufend, was sich unter anderem auch in einem veränderten Konsumverhalten ausdrückt. Wer sich aktiv um ältere Menschen als Kunden und Kundinnen bemüht, profitiert von besseren Ergebnissen und mehr Ertrag.
Unternehmen, die Menschen 50+ beschäftigen, profitieren von zahlreichen Fördermöglichkeiten und Entlastungen, etwa im Bereich der Lohnnebenkosten. Im Rahmen der Eingliederungsbeihilfe 50+ des AMS erhalten Unternehmen, die über 50-Jährige einstellen, beispielsweise eine finanzielle Beihilfe während der Dauer der Eingliederung. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dadurch eine Chance erhalten, wieder aktiv am Erwerbsleben teilzuhaben, zeigen sich deutlich motiviert und leistungsfähig.
Zu Beginn des Jahres 2019 haben 8.858.775 Menschen in Österreich gelebt. Davon waren rund 14,5 Prozent unter 15 Jahre alt und etwa 60,5 Prozent zwischen 15-60 Jahre alt.ix Die am stärksten wachsende Gruppe sind jene Menschen über 60. Anfang 2019 machte diese Gruppe bereits 25 Prozent der Bevölkerung aus und ab 2020 werden die über 60-Jährigen in großen Schritten mehr.
Ab 2020 bis etwa 2035 gehen zudem die sogenannten „Babyboomer“, die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre, sukzessive in Pension. Nach Berechnungen des IHS ist jede dritte Österreicherin bzw. jeder dritte Österreicher bis 2035 eine Pensionistin bzw. ein Pensionist.
Abbildung 1 Quelle: Statistik Austria, Statistik des Bevölkerungsstandes. Erstellt am 21.05.2019.
Die Wirtschaftskammer Österreich hat 2016 einen „Demografie-Check“ veröffentlicht. Mithilfe dieses leicht zu bedienenden Tools erhalten Sie ein Bild der gegenwärtigen und zukünftigen Altersstruktur Ihrer Belegschaft sowie einen Vergleich mit Ihrer Branche und Ihrem Bundesland.
Link: https://news.wko.at/news/oesterreich/Demografische_Entwicklung_in_Unternehmen.html
Spricht man im Rahmen von Diversity Management über die Dimension Alter, dann ist jedes Alter bzw. jede Generation umfasst, d.h. ältere Beschäftigte sowie Kundinnen und Kunden ebenso wie jüngere und jene mittleren Alters.
Denken wir generell an den Begriff „Alter“, dann haben die meisten Menschen das chronologische, also kalendarische Alter im Kopf. Tatsächlich können aber diverse „Arten von Alter“ unterschieden werden, die auch im Unternehmenskontext eine Bedeutung haben:
Das chronologische Alter definiert das Alter einer Person in Jahren, sagt aber nichts über die Leistungsbereitschaft oder die Leistungsfähigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. Unternehmensrelevant ist das Alter vor allem in Bezug auf gesetzliche Rahmenbedingungen und Ansprüche.
Ganz nach dem Motto „man ist so alt, wie man sich fühlt“ steht es in keinem direkten Zusammenhang zu den anderen Altersebenen. Das psychologische Alter wird maßgeblich durch das eigene Erleben und Empfinden bestimmt. Unternehmensrelevant ist diese Ebene etwa in Bezug auf die Bereitschaft von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sich laufend weiterzubilden und zu entwickeln.
Neben den anderen beiden Altersarten ist das soziale Alter jene Ebene, die am stärksten mit kulturellen Werten verknüpft und mit auf das Alter bezogenen Rollenvorstellungen und Erwartungen verbunden ist. Abseits von tatsächlichem Empfinden und real Erlebtem werden Annahmen getroffen und es entstehen Rollenklischees. Älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wird oftmals die Leistungsfähigkeit abgesprochen, jüngeren der Leistungswille.
Darüber hinaus finden sich in der Wissenschaft auch andere Altersformen, wie etwa das biologische Alter oder das funktionale Alter. Diese Formen sind im unternehmerischen Alltag jedoch nicht relevant und werden daher hier auch nicht gesondert beschrieben.
Das Alter und die persönliche Leistungsfähigkeit stehen natürlich in einem Zusammenhang. Vor allem gehen mit dem jeweiligen Alter jedoch Rollenklischees und Vorannahmen in unseren Köpfen einher.
Allein die gängige Klassifizierung in „alt“ und „jung“ ist Ursprung für Diskriminierung. Während älteren Menschen die Leistungsfähigkeit oft abgesprochen wird, werden junge Menschen häufig für zu wenig erfahren angesehen.
In Personalentscheidungen spielen Faktoren wie eine (kollektivvertraglich) höhere Bezahlung älterer Beschäftigter eine Rolle, aber dennoch sind es vor allem unsere Vorannahmen und Stereotype, die uns Menschen nach ihrem Alter ein- oder ausschließen lassen. Unbewusste Vorannahmen (englisch „unconscious bias“) steuern das menschliche Verhalten besonders stark. In Bezug auf ein höheres Lebensalter wird vor allem häufig eine sinkende Leistungsfähigkeit angenommen, die jedoch tatsächlich höchst subjektiv unterschiedlich ist und keinesfalls für eine ganze Generation vorweggenommen werden kann.
Eine einheitliche Definition, was „jung“ oder „alt“ ist, gibt es übrigens nicht. Die UNO bezeichnet Menschen ab 60 Jahren als „ältere Menschen“, im Rahmen des AMS werden 15- bis 25-Jährige noch als Jugendliche bezeichnet.
Die 30- bis 45-Jährigen fallen in jene Altersgruppe, die am wenigsten von Altersdiskriminierung betroffen ist, zumal man mit Anfang 30 schon über etwas Erfahrung verfügt, aber noch nicht die „magische“ 45 übersprungen hat, ab der bei einem Jobwechsel die Last des eigenen kalendarischen Alters spürbarer wird.
Es gibt zahlreiche Rollenklischees, die mit dem Alter verbunden sind. Im Unternehmenskontext betrifft es vor allem Leistungsfähigkeit, Veränderungsbereitschaft und Kompetenzen. Allerdings sind dabei, wie beschrieben, auch zahlreiche Stereotype und Vorannahmen wirksam, die Menschen verschiedenen Alters geringere Chancen einräumen.
Ein kleines Experiment: Machen Sie sich bewusst, wie Sie sich aktuell fühlen und stellen Sie sich die Frage, wie lange Sie selbst glauben „leistungsfähig“ zu sein. Kaum vorstellbar, dass Sie morgen schon zum „alten Eisen“ zählen. Und genau so empfinden auch die meisten anderen.
Um stereotype Denkmodelle vorab zu vermeiden, hat das Finnish Institute of Occupational Health (FIOH) ein praktikables, einfaches Modell geschaffen, das häufig im sogenannten „Haus der Arbeitsfähigkeit“ dargestellt wird.
Dem Modell liegt die Annahme zugrunde, dass alle Beteiligten in einem Unternehmen – also Beschäftigte, Führungskräfte, Manager etc. – im Idealzustand eine möglichst hohe Arbeitsfähigkeit besitzen.
Der Begriff „Arbeitsfähigkeit“ (manchmal auch als „Arbeitsbewältigungsfähigkeit“ bezeichnet) beschreibt, inwieweit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Lage sind, Tätigkeiten angesichts der Arbeitsanforderungen, ihrer Gesundheit, mentalen Ressourcen, Qualifikationen, Werte und Einstellungen zu erfüllen. Arbeitsfähigkeit ist die Übereinstimmung zwischen dem, was ein Betrieb dauerhaft verlangt, und dem, was eine Person leisten kann und will. Die Faktoren, die diese Übereinstimmung beeinflussen, sind in Form eines Hauses (siehe Grafik) dargestellt.
Die Treppen innerhalb des Hauses symbolisieren, dass sich die einzelnen Ebenen auch gegenseitig beeinflussen können. Wenn etwa Arbeitsbedingungen schlechter werden, kann dies auch die Motivation von Beschäftigten beeinflussen oder ihre Gesundheit.
Juhani Ilmarinen: Das Haus der Arbeitsfähigkeit
Sie bildet die Basis. Um (voll) arbeitsfähig zu sein, ist Gesundheit eine wesentliche Voraussetzung. Studien des Finnish Institute of Occupational Heathx haben deutlich gezeigt, dass gute Gesundheit und Alter nur bedingt miteinander in Zusammenhang stehen (siehe „Work-Ability-Index“ weiter unten).
Menschen können zwar körperlich und geistig gesund sein, jedoch nicht über die benötigten Kompetenzen verfügen. Auch dann sind sie unter Umständen nur eingeschränkt arbeitsfähig.
Gesundheit und Qualifikation führen dann nicht zu einer guten Arbeitsfähigkeit, wenn die Arbeit nicht mit den eigenen Werten in Einklang steht bzw. es an Motivation fehlt.
Hierbei handelt es sich um organisationale Faktoren, welche die Arbeitsfähigkeit positiv wie negativ beeinflussen können. Die gesündeste, kompetenteste, motivierteste Person wird nicht voll arbeitsfähig sein, wenn sie im falschen Umfeld eingesetzt oder mit falschen Aufgaben betraut wird.
Die organisationalen Faktoren, also Arbeitsinhalte, Führung, Arbeitsumgebung (in der obersten Ebene des Hauses dargestellt) beeinflussen die Arbeitsfähigkeit zu mehr als einem Drittel. Daher sollte ihnen in Unternehmen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zudem sind es jene Faktoren, die von Führungskräften und Unternehmen unmittelbar beeinflussbar sind, während die anderen individuellen Faktoren dies nur mittelbar sind.
Das persönliche und gesellschaftliche Umfeld beeinflusst ebenfalls die Arbeitsfähigkeit. So können etwa persönliche Lebenssituationen oder Schicksalsschläge dazu führen, dass Menschen plötzlich eine geringere Arbeitsfähigkeit aufweisen. Auch gesellschaftliche Faktoren, etwa die Verfügbarkeit von Kinderbetreuung und Rollenbilder in Bezug auf Familienaufgaben, haben Einfluss darauf, wie arbeitsfähig jemand ist und wie viel Energie und Zeit der Arbeit gewidmet werden können.
Das „Haus der Arbeitsfähigkeit“ macht klar, dass es mehrere Faktoren gibt, die Menschen aller Altersgruppen in unterschiedlicher Art und Weise in Bezug auf deren Arbeitsfähigkeit betreffen. Als Denkmodell geht es deutlich über den oft gewählten Ansatz der reinen Gesundheitsförderung hinaus.
Als Zusatzinstrument können Sie auch den sogenannten „Arbeitsbewältigungsindex – ABI (englisch: Work-Ability-Index (WAI)“ nutzen. Dieser errechnet, basierend auf subjektiven Angaben einer Person, einen Indexwert, der Auskunft über die derzeitige und vor allem zukünftige (gesundheitliche) Arbeitsfähigkeit gibt und Ansatzpunkte für Vorsorge liefert. Er wird gepaart mit einem „Arbeitsbewältigungscoaching“ in Österreich angeboten.
Abbildung 3 Studie des FIOH zum Work-Ability-Index
Neben Gesundheit und Kompetenzen beschäftigen Unternehmen und Führungskräfte vor allem zunehmend die spürbar unterschiedlichen Erwartungen verschiedener Generationen. Unterschiedliche Generationen sind in unterschiedlichen Zeiträumen aufgewachsen, in denen eine bestimmte wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Entwicklung stattgefunden und sie geprägt hat. Die Umfeldbedingungen, in denen Menschen sozialisiert wurden, bestimmen maßgeblich, welches Bild sie über Chancen, Karriere, Lebensziele und Zukunftsvorstellungen haben. Erkennbar wird das für Unternehmen dadurch, dass Beschäftigte unterschiedlicher Generationen teils deutlich andere Ansprüche und Erwartungen an Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber haben.
Abbildung 4 Vier Generationen arbeiten Seite an Seite
Während etwa die Generation der „Babyboomer“, also die nach dem Krieg Geborenen, von einem Zeitalter starken Wachstums, getrieben vom Wiederaufbau geprägt war, sehen sich junge Menschen der Generation Z mit Wirtschaftskrise, verschwindenden Zinsen und einer globalisierten, zunehmend unberechenbaren Welt konfrontiert.
Diese Prägung hat maßgeblichen Einfluss auf den persönlichen Zugang zu Arbeit und bedingt, dass sich Menschen unterschiedlicher Generationen von ihren Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern unterschiedliche Rahmenbedingungen wünschen.
Besonders im Fokus der Unternehmen, steht die Generation Z, also jene Menschen, die in etwa ab 1995 geboren wurden. Faul, illoyal, sprunghaft sind nur einige der Attribute, die dieser Generation häufig zugeschrieben werden.
Forschungen von Prof. Christian Scholz von der Universität im Saarland zeigen ein anderes Bild.xii Die Generation Z ist mit einer weltweiten Krise, ausgelöst durch die Pleite der Lehman Brothers, und darauffolgenden massiven Veränderungen, Entlassungswellen, Übernahmen von Unternehmen etc. groß geworden. Während bei den Babyboomern langfristiges, vorhersehbares Wachstum herrschte, sind die Bedingungen für die Generation Z zunehmend unsicher, man könnte auch sagen „krisenhafter“. Und ähnlich verhält sich die Generation Z auch in der Arbeitswelt. Scholz beschreibt sie vor allem als „realistisch“. Die Generation Z strebt wie keine andere zuvor danach, sich breit aufzustellen, in kein Verhältnis der Abhängigkeit zu kommen, Beruf und Privatleben strikt zu trennen – und sie macht auch beim Thema Väterbeteiligung wenig Kompromisse. Denn wer ohnehin nicht an ein dauerhaftes Verweilen im gleichen Job glaubt, der hat auch wenig Angst vor einem Karriereknick.
Für Betriebe bedeutet das, dass sie sich mit deren Wünschen und Erwartungen aktiv auseinandersetzen und ihr Personalmanagement, Bonifikationssystem und Karrieremodelle überdenken müssen. Denn nicht nur, dass die Generation Z realistisch und skeptisch ist, sie ist auch äußerst klein. Seit 2000 kommen in Österreich nur mehr um die 80.000 Kinder pro Jahr zur Welt. In den 1960er-Jahren waren es noch über 130.000.
In Bereichen, in denen unterschiedliche Generationen zusammenarbeiten, besteht die Chance, die langjährigen Erfahrungen älterer Beschäftigter mit modernen Ideen und Ansätzen jüngerer Beschäftigter zu kombinieren und damit zu einem Erfolgsmix für das Unternehmen zu machen. Hierbei sollte jedoch beachtet werden, dass unterschiedliche Einstellungen und Erfahrungen mitunter zu Konflikten führen können.
Es bedarf Maßnahmen der Teamentwicklung und vor allem einer wertschätzenden Haltung seitens der Führungskräfte gegenüber allen Generationen, damit generationengemischte Teams gut arbeiten können. Verstehen die Beschäftigten, dass Lernen von- und miteinander in beide Richtungen möglich ist, gewünscht bzw. gefördert wird, dann können altersgemischte Teams eine verbesserte Leistung erbringen.
Auch persönliche Lebensphasen spielen neben Generationenfragen und Arbeitsfähigkeit eine wichtige Rolle für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Betriebe, die sich bemühen, die unterschiedlichen Lebensphasen ihrer Beschäftigten entsprechend in der Personal- und Arbeitszeitplanung zu berücksichtigen, erzielen damit nicht nur mehr Zufriedenheit bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern gehen damit auch schonend mit der „Ressource Mensch“ um. Im Leben einer Mitarbeiterin bzw. eines Mitarbeiters gibt es zahlreiche Phasen, die eine Veränderung der Rahmenbedingungen verlangen. Vielfach werden Arbeitgeber dann gewechselt, wenn Bedürfnisse einer Lebensphase mit den Arbeitsbedingungen nicht mehr kompatibel sind.
Lebensphasenorientierte Personalpolitik versucht, Beschäftigten in möglichst allen Lebensphasen optimale Arbeitsbedingungen zur Verfügung zu stellen.
Viele Lebensphasen sind vorhersehbar. Dementsprechend ist es ein Leichtes, sich als Unternehmen mit entsprechenden Unterstützungsangeboten und Modellen darauf vorzubereiten. Typische Lebensphasen sind etwa
Erstellen Sie auf Basis dieser Überlegungen ein Set konkreter, auf die jeweilige Lebensphase angepasster Angebote und kommunizieren Sie diese aktiv an Ihre Belegschaft. Ist Ihre aktive Unterstützung den Beschäftigten erst einmal bekannt, schaffen Sie damit eine hohe Attraktivität als Arbeitgeberin bzw. Arbeitgeber. Natürlich kann es darüber hinaus noch eine Vielzahl anderer, oft unvorhergesehener Lebensphasen geben, etwa Krankheit oder Schicksalsschläge. Diese bedürfen aber meist individueller Lösungen und Unterstützung. Seien Sie flexibel und haben Sie ein offenes Ohr!
Die zunehmenden Pensionierungen stellen Betriebe auch vor die Herausforderung, nicht nur Wissen aktiv zu sichern, sondern auch entsprechende strategische Nachfolgeplanungen durchzuführen. Weil durch den Abgang langjähriger Beschäftigter die personelle Stabilität generell leidet und weil jüngere Beschäftigte mobiler am Arbeitsmarkt sind, ist die Nachfolgeplanung eine Herausforderung.
Auch das Wissen, das bei Einzelpersonen liegt und verloren gehen könnte, stellt ein Risiko für Unternehmen dar, denen diese mit gezieltem Wissensmanagement begegnen können.
Mit der Suche nach geeigneter Nachfolge wird oft erst spät begonnen. Die erhöhten Kosten durch Doppelbesetzungen werden gescheut, Sie sollten sich jedoch darüber im Klaren sein, dass gute Nachfolgeplanung kurzfristig in den seltensten Fällen kostenneutral ist. Verläuft die Übergabe dafür personalübergreifend, ist mittelfristig jedenfalls mit einer Amortisation der Kosten zu rechnen.
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Herausgeber: brainworker – Vielfalt kommunizieren, Ziegelofengasse 31, 1050 Wien